Mülheim-Kärlich AW

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Starke Butze braucht das Land

„Blaulicht-Stories – Erinnerungen an alte Zeiten“ von Bestseller-Autor Jörg Schmitt-Kilian

Jörg Schmitt-Kilian, Hauptkommissar a.D., wirft einen Blick hinter die Kulissen des polizeilichen Alltags, pendelt zwischen wahren Begebenheiten und der „Freiheit schriftstellerischer Ausschmückung“ und erinnert an eine Zeit, in der nicht alles besser, aber vieles „anders“ war.

Aus den Lautsprechern dröhnt die unverwechselbare Stimme von Ina Deter, deren CD unser Protagonist Andreas Müller soeben in den Player geschoben hatte. Der pensionierte Polizist lehnt sich in dem bordeauxfarbigen Ledersessel zurück und liest die Festschrift 50 Jahre Bereitschaftspolizei Wittlich-Wengerohr. Die Titelzeile von Deters bekanntestem Song „Neue Männer braucht das Land“ könnte man als Kulturgut bezeichnen, denn sie wurde mit zahlreichen Wortveränderungen inzwischen zu einem „geflügelten Wort“, denn irgendeiner braucht doch immer irgendetwas für irgendeinen.

„Vor allem braucht das Land mehr Polizisten, starke Polizisten“, sagt Andreas Müller mit Blick auf die aktuelle Debatte über die zunehmende Arbeitsbelastung und zu geringe Personalstärke an sich selbst gerichtet. „Was hast du gesagt oder führst du wieder Selbstgespräche?“, ruft seine Frau aus der Küche. Müller ergänzt in Gedanken „… natürlich auch starke Frauen.“ Er bedauert, dass in seiner Dienstzeit bei der Schutzpolizei keine weiblichen Vollzugsbeamten Dienst verrichtet haben. Korrekt wäre die Bezeichnung Vollzugsbeamtinnen (ohne den Zusatz weibliche). Dies wäre eine überflüssige Häufung sinngleicher Wörter (sog. Pleonasmus), wie z. B. „weißer Schimmel“, wenn man ein Pferd und nicht den unangenehmen Schimmelpilz beschreiben will. Als Müller in der Festschrift das Foto entdeckt, auf dem zwei Kollegen der Bepo als „Wagenheber“ einen Mannschaftswagen mit ihren Schultern „aufbocken“ entsteht eine Idee. Müller ist Mitglied im „Carnevals-Club-Polizei-Präsidium“, der seit Jahren an Schwerdonnerstag im Polizeipräsidium eine Karnevalsitzung organisiert. Er ist einer von vier CCPP-Bänkelsängern, die auf lustige – der fünften Jahreszeit angepassten – Art einige Ereignisse aus dem Polizeialltag „auf die Schippe nehmen“. Müller greift nach seinem Notizblock. Die ersten Zeilen schreiben sich wie von selbst. „Augenblickskomposita“ hatte Lehrer Müller (weder verwandt noch verschwägert) auf der FOS in Wengerohr dieses Phänomen genannt. Andreas hätte nie gedacht, dass ihm dieses Wort jemals wieder in den Sinn kommen würde und noch während Ina Deter singt, entstehen die ersten Zeilen auf dem weißen Papier:

Schreibt es auf jede Häuserwand, starke Butze braucht unser Land! Hängt Zettel an die schwarzen Bretter, Rheinland-Pfalz sucht Lebensretter! Wenn ihr Lust habt auf den „Hahn“, ruft uns unter „eins-eins-null“ an. Druckt es auch in vielen Flyern, bevorzugt werden Männer mit dicken Eiern, die sie in der Hose tragen und immer ihre Meinung sagen…

„Mal sehen was draus wird“, denkt Müller, legt Block und Kugelschreiber wieder zurück auf den Bestelltisch und findet weitere Fotos mit starken Polizisten auf Krädern und Panzern.

Fotos: Dietze/Ollig/Kohler

Mülheim-Kärlich AW vom Samstag, 21. Januar 2023, Seite 5 (8 Views)

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